Sommersemester 2012, eLab , Projektarchiv Mode

SOFT INTERFACES

Projektvorstellung SOFT INTERFACES

 

Ein eLab-Projekt an der Weißensee Kunsthochschule Berlin im Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IZM und der Fraunhofer-Gesellschaft, betreut von Prof. Dr. Zane Berzina, Lucas Bahle und Fabian Hallstein in Kooperation mit Philipp Förster (Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration/IZM) im Sommersemester 2012.

 

„Durch neue technologische Entwicklungen können Oberflächen heute mit Schnittstellen ausgestattet werden, die auf ihre Umgebung reagieren, wodurch sich ein ganzes Spektrum neuer visueller und struktureller Möglichkeiten entfaltet.“

Bradley Quinn, Design Futures (2011)

 

Die Rolle der Oberflächen ist im Wandel. Offenkundig gewinnen sie eine höhere Funktionalität und sogar „Intelligenz“, und damit eine nie dagewesene Komplexität, die sie aus dem Reich der reinen Dekoration heraushebt; dabei bleiben sie weiterhin unmittelbar durch unsere sensorischen Modalitäten – den Seh-, Tast-, Hör und Geruchssinn – definiert und erfahrbar. Schon 2002 hat Ellen Lupton das sich damals gerade entwickelnde neue Designparadigma in ihrem Buch „Skin: Surface, Substance + Design“ zusammengefasst, wobei sie die New Design Organics folgendermaßen beschrieb: „Das Primat des Skeletts ist durch das Primat der Haut ersetzt worden. Die Oberflächen haben an Tiefe gewonnen und sind zu dichten, komplexen Stoffen geworden, mit eigenständigen Identitäten und Verhaltensweisen. Neue Materialien reagieren auf Licht, Wärme, Berührung und mechanische Einwirkung. An die Stelle von Transparenz und Dauerhaftigkeit sind Transluzenz und Veränderbarkeit getreten. Die äußere Hülle hat sich von ihrem Inhalt abgelöst. Flexible Membranen werden zu Trägern digitaler und mechanischer Netzwerke.“

 

Diese Entwicklungen verdanken sich vor allem den Fortschritten in der Technologie und in den Materialwissenschaften. Computersysteme werden immer kleiner, und die Datenverarbeitung integriert sich direkt und unsichtbar in unsere Umgebungen, Objekte und Handlungen, wofür der Begriff ‚Ubiquitary Computing‘ steht. Ein großer Teil dieser bahnbrechenden Forschung findet dabei im Bereich der Soft Technologies statt, zu denen auch flexible Elektronik und elektronische Textilien zählen – die Gebiete, von denen wir bei unseren gestalterischen und technologischen Untersuchungen im Projekt SOFT INTERFACES herausgegangen sind.

 

Das fachübergreifende eLab-Projekt zielte darauf, über experimentelle Designansätze reaktive Oberflächensysteme oder tangible (berührbare, dingliche) Schnittstellen für den Körper und seine verschiedenen Umgebungen zu entwerfen und als Prototyp zu realisieren. Digitales und Analoges gingen eine Fusion ein. Der immaterielle Code und die materielle Mechatronik, in Verbindung mit der Erforschung von Materialeigenschaften, wurden als Ebenen genutzt, um Schnittstellen für bedeutungsvolle Interaktionen zu schaffen, seien sie informationsbezogen, spielerisch oder poetisch.

 

Einige der sich auf diesem Weg stellenden Fragen waren:

- Wie können nützliche Informationen auf fluide und intuitive Weise in das Leben der Menschen integriert werden?

- Was sind bedeutungsvolle Interaktionen und wie können sie im Kontext reaktiver Oberflächen und weicher, tangibler Schnittstellen unterstützt werden?

- Wie mögen die neuen Interaktionsszenarien aussehen und welche Design- oder sonstigen Methoden sollte man nutzen, um sie zu gestalten?

- Welche Rolle spielen Materialität, die Sinne und Ästhetik in diesem Kontext?

 

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IZM, Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin und der Fraunhofer-Gesellschaft in München durchgeführt. Es wurde ergänzt durch thematische Vorträge, praktische Workshops und Besprechungen mit einer Reihe in ihren Forschungsbereichen international anerkannter Experten:

- Mika Satomi, E-Textilien und Interaction-Designerin/-Forscherin am Smart Textile Design Lab der Textilehögskolan in Borås, Sweden und Mitgründerin von KOBAKANT

- Berit Greinke, E-Textilien-Designerin/-Forscherin an der Queen Mary University of London

- Dr. Andreas Neudeck, Materialwissenschaftler/-forscher am Institut für Spezialttextilien and Flexible Materialien - TITV Greiz

 

Dr. Zane Berzina

Professorin für Konzeptionelle Gestaltung von Materialien und Oberflächen

Participants Helena Rott, Claudia Pineda de Castro, Marcel Pasternak, Juri Giese, Madeleine Cordier
Supervision Prof. Dr. Zane Berzina, Lucas Bahle, Fabian Hallstein
Project categorySemester Project