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HILANDERIA- Materialität und Binäre Codes

Die Kernfrage des Projekts Hilanderia rückt auf das Jahr 2011 zurück. Damals habe ich zusammen mit Ursula Wagner den Ikat-Printer entwickelt, bei dem wir das traditionelle Verfahren zur Herstel- lung von textilen Mustern –die sogenannte „IKAT-Technik“– wieder in Anwendung brachten und in einem neuen Kontext hinterfragten. Die IKAT-Technik kombiniert eine einfache Leinwand- bindung mit aufwändigen Färbe-Vorgängen, so dass das Garn vor dem Weben in bestimmten Abschnitten gefärbt wird. Erst beim Weben setzen sich die unterschiedlichen gefärbten Teile zu dem abgezielten Muster oder Bild zusammen. Unser selbstkonstruierter Ikat-Printer schafft, dass digitale Bilder direkt auf das Ursprungsmaterial, das Garn, aufgetragen werden und somit die Automatisierung des IKAT-Färbeprozesses. Es war diese Faszination für die Umsetzung digitaler Information auf ein textiles, analoges Medium, was mich anregte, ein weiteres Projekt in diesem Gedankenmileau zu initiieren. Die nächste Herausforderung hieß Hilanderia.

Im Projekt Hilanderia ist wieder die IKAT-Methode mit einem alten Verfahren der Textilverarbei- tung, die Spinntechnik, in Verbindung gebracht und durch die Anwendung des Digitalen autom- atisiert. Dafür wurde ein Programm entwickelt, das die Zeilen-und-Spalten-Matrix eines digitalen Bildes in einen linearen Code umwandelt, den die Spinnmaschine in die Garndichte übertragen kann. Das gesponnene Garn wird im darauffolgenden Webvorgang in ein orthogonales Raster gefügt, das die ursprünglich digitale Bildinformation im Stoff wieder erkennbar macht. Durch die selbstgebaute Hilanderia werden demzufolge die Pixels beim Spinnenvorgang in analoges Mate- rial umgesetzt, das digitale Bild in Volum und räumliches Produkt dargestellt. Das heißt: Anfangs rein visuelle Information kann durch die Hilanderia räumlich umgewandelt werden.

Im Vordergrund der Hilanderia steht die Vision einer Fusion von analogen Textiltechniken mit digitaler Informationsverarbeitung, denn beide Bereiche gemeinsame Grundlage aufweisen: Die Weberei und die Computers sind digitale Systeme, die strikt mit binären Codes arbeiten. Dies ermöglicht die Übertragung von Informationen zwischen beiden Medien. Eine derartige Kombi- nation eröffnet einen neuen Weg der Textiliengestaltung, bei dem der Designprozess das Mate- rial stärker hervorhebt und bereits mit den Fasern des Garnes anfängt. Garne bilden die elemen- taren Komponente jeglicher textilen Konstruktionen, so auch das Weben. Ein Stoff nimmt Form und Charakter, in dem seine Garne manipuliert werden. Das Aussehen des Stoffes wird durch den Aufbau seines Garnes bestimmt. Mit der Hilanderia unterstützt das Digitale die analogen Prozesse der Stoffgestaltung.

Beim Spinnen mit der Hilanderia stellen sich reizvolle Variationsmöglichkeiten zwischen gesteuerten und ungesteuerten Impulsen heraus. So kommt es bei der Übertragung der digital exakt kalkulierten Codes auf das sinnliche Material des Fadens zu nicht kontrollierten Effekten, denn die Breite und Dichte der Faser unkontrollierbar ist. Somit ist das digitale Motiv zwar repro- duzierbar, dessen exaktes Resultat aber unvorhersehbar. Der Gewinn: Das Produkt ist nicht exakt wiederholbar, bleibt immer ein Unikat. Die Ungenauigkeit gehört zum Anwendungsprozess, sie ist gleichzeitig Möglichkeit und Schicksal – zumal die Maschine selbst auch handgefertigt ist.

In der Spannung zwischen Materialität und Information, Zufall und System, Bild und Code eröffnet Hilanderia neue Freiräume, die die Geschlossenheit von Produktionsweisen in Frage stellen und sie individuell zugänglich machen.

ProjektkategorieMaster Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
Hilanderia
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Alle Rechte vorbehalten Sara Diaz Rodriguez
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