Wintersemester 2018/2019,

Allover

Ob wir es wollen oder nicht, wir leben mit ihnen in enger Verbindung oder sogar Symbiose: Mikroben, einzellige

Mikroorganismen wie Viren, Bakterien, Pilze. Sie sind die ältesten Lebewesen überhaupt, und machen in der Natur ganze 70% der Biomasse aus.

Dank ihrer hohen Anpassungsfähigkeit können sie in Lebensräumen leben die für uns undenkbar sind.

Gleichzeitig bevölkern mehr von ihnen unseren Körper als dieser überhaupt Zellen hat (das Mikrobiom, das fast einen zweiten, eigenständigen „Organismus“ bildet). Trotzdem bleiben sie unsichtbar und in gewisser Weise auch ungreifbar, sowohl für unsere Imagination als auch angesichts ihrer Allgegenwart, Unüberschaubarkeit und der Komplexität ihres Zusammenspiels für die Wissenschaft.

 

Die Arbeit nähert sich dem Thema auf zwei Wegen an, die bewusst völlig gegenläufig sind. Indem sie die Mikroorganismen zum

einen in eine (vermeintliche) Sichtbarkeit rückt und zum anderen direkt mit ihnen arbeitet und dabei mögliche Formen einer förderlichen Koexistenz thematisiert.

 

Die erste Serie widmet sich der Übertragung der Welt der Bakterien auf eine ästhetische textile Ebene. Sie greift hierbei auf bekannte Grundformen zurück, in denen diese tatsächlich auch auftreten. Im Stil bunter Wissenschaftsgrafiken werden sie eingefärbt, zusätzlich haptisch erfahrbar gemacht, und wecken in ihrem chaotischen Gewimmel eine Mischung aus Faszination und Schauder. Das Unsichtbare wird sichtbar, aber gleichzeitig zu einem Feld von Imagination und Projektion.

 

Die zweite Serie konzentriert sich darauf, die Mikroorganismen direkt in die gestalterische Arbeit mit dem Textil einzubeziehen. Gleichzeitig treten die möglichen positiven Wirkungen der Kooperation mit ihnen in den Vordergrund. Schon von sich aus leben Mikroorganismen natürlicherweise in einer friedlichen Koexistenz, doch kann diese auch aus dem Gleichgewicht geraten. Sogenannte effektive Mikroorganismen können diese Prozesse umkehren und einen von “degenerativen Mikroorganismen”

dominierten Lebensraum in einen regenerativen verwandeln.

 

Der Prozess hat sich über verschiedene Wege, effektive Mikroorganismen in Textil einzubinden, entwickelt. Er richtet sich nicht mehr primär auf Farben und Formen aus, sondern geht dem tatsächlichen Aussehen von Mikroorganismen-Kulturen nach, die durch zahlreiche Vermehrung auch für das Auge sichtbar werden.

Teilnehmer Clara Santos Thomas
ProjektkategorieSemesterprojekt
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