Sommersemester 2015, BA/MA Textil- und Material-Design

"SHIBIRIA"

Kristallähnliche Oberfläche

 

Katsiaryna Filist

 

 

Meine Untersuchungen richteten sich zunächst auf das Zusammenspiel von Material und Form sowie die damit verknüpften optischen und haptischen Wirkungen. Um eine systematische Ordnung zu schaffen, bin ich von drei Begriffspaaren ausgegangen - „hart-weich“, „glatt-grob“, „warm-kalt“. Aus Holz, Metall, Kunststoff und Textil wurden unterschiedliche Oberflächenstrukturen gestaltet, die - durch einen einheitlichen Rahmen verbunden - ein intuitives Vokabular haptischer Materialerfahrung bildeten.

 

Parallel zu diesen Versuchsreihen entstanden weitere Materialkompositionen, in denen das Material in eine freiere, bewegliche Form gebracht wurde. Reizvoll waren hier die unerwarteten haptischen und sensorischen Effekte, die den alltäglichen Materialien einen unwirklichen, fast magischen Charakter gaben. Im Zentrum standen textile Flächen, die mit dichten Inseln von Stecknadeln oder dünnen Acrylglasstäben bedeckt wurden. Sie zeigen ungewöhnliche, fast widersprüchliche Eigenschaften. Die aus Nadelspitzen bestehende Oberfläche fühlt sich tatsächlich nicht aggressiv, sondern angenehm weich an. Und die durch Stoff gesteckten dünnen Acrylstäbe zeigen nicht nur besonders ausgeprägte Bewegungsmuster, sondern geben an ihren Schnittkanten gleichzeitig die Farb- und Lichtsituation auf ihrer Rückseite wieder.

 

In diesen Experimenten treten durch die Kombination der Materialien dynamische und naturähnliche Phänomene in den Vordergrund. Optisch sind vor allem die Acrylglasstrukturen stark an eine bestimmte Gruppe von Kristallen, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten Natrolithe, angelehnt. Deren Außenform wird aus langen, nadelähnlichen oder haarförmigen transparenten oder weißen Kristallen gebildet, die senkrecht aus ihrem Untergrund herausragen. In ihrer stacheligen Erscheinung machen sie einen gleichzeitig gefährlichen und verletztlichen Eindruck.

Kristalle erscheinen oft in magischen Zusammenhängen, als Element, über das Kontakt zu anderen Welten aufgenommen werden kann. Sie selbst wirken fremdartig, wie eine andere, gefrorene, manchmal bizarre Welt. Die geschaffene, “kristallähnliche” Oberfläche ist dagegen “zugänglicher”, “freundlicher” und kommunikativer. In einem interessanten Spiel zwischen natürlichen Formationen und technischen Materialien bildet sie imaginäre Landschaften und weckt Assoziationen zu neuen, hybriden Lebenswelten.

 

ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
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