Sommersemester 2015, BA/MA Textil- und Material-Design

Kochen. Klopfen. Kleben.

Vom vergessenen Magazin zur neuen Form

 

Unmengen von Magazinen werden produziert. Und dann? Einsortiert, vergessen, verstaubt. Wichtige Inhalte oder wertloses Papier? Was ihren Wert betrifft, liegen sie in einem Zwischenbereich, auf jeden Fall oberhalb von Zeitungen, aber unterhalb von Büchern. Auch wenn ihr Inhalt kurzlebig ist, wirken sie durch ihre Materialität hochwertig und werden oft aufbewahrt. Doch das Wertvollste an ihnen ist nach einer Weile nur noch der Rohstoff:

bedrucktes, bebildertes, zum größten Teil ungelesenes Papier, ein Inhaltsspeicher, der nicht mehr ausgewertet wird. In seinen Materialeigenschaften aber den meisten anderen Papiersorten überlegen.

 

In diesem Projekt geht es um eine doppelte Transformation. Zum einen die Wiederverwendung eines Rohstoffs in einer neuen Form und Funktion, mit neuen Materialeigenschaften. Zum anderen die Übertragung von Inhalten in ein nicht-lesbares Materialformat. Entsprechend kann auch das neue Material auf verschiedenen Ebenen wahrgenommen werden.

 

Schauen wir zunächst auf die eigentliche Materialseite: durch ihre hochwertigen Papierqualitäten, Farben und Beschichtungen sind Magazine oft nicht optimal für das Papierrecycling geeignet. In diesem Verfahren kann ihr Papier jedoch ohne Vorbehandlung weiterverarbeitet werden. Die Seiten werden mehrlagig gerollt, dann gekocht und anschließend in Scheiben geschnitten. Im nächsten Schritt werden sie in einen Rahmen gepresst, durch Klopfen verdichtet und ausgehärtet. Schließlich werden die entstandenen Flächen mit einem Kleber und einem Vlies fest verbunden. Nach diesem Grundprinzip lassen sich Elemente unterschiedlicher Festigkeit, Stärke, Flexibilität und optischer Erscheinung herstellen, die eine Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten eröffnen.

 

Mit der Materialtransformation einher geht eine Transformation der Inhalte. Wir erleben tagtäglich, wie kurzlebig die Inhalte unserer Informationsgesellschaft sind, wie schnell große Mengen von ihnen wieder verschwinden und vielleicht noch in irgendwelchen Archiven gespeichert, aber nie mehr genutzt werden. Bei der Verarbeitung der Magazine im Rahmen dieses Projekts wird dieser sonst unsichtbare Prozess jedoch greifbar gemacht. Die Inhalte sind noch da, aber nicht mehr zugänglich. Was vorher horizontal über die Seiten ausgebreitet war, ist nun in die Vertikale gekippt und im Inneren des Materials konserviert.

 

So entsteht eine doppelte Erfahrbarkeit, die spezifische Ästhetik des halb unscheinbaren, halb spektakulären Materials verbindet sich mit der Imagination der in ihm gespeicherten Inhalte. Man bekommt noch eine Ahnung des ursprünglichen Leseprozesses, wenn die flexiblen Platten auf die Bewegungen des Nutzers reagieren und mit ihm zu kommunizieren scheinen.

 

Katja Mauksch

ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
Ausgangsmaterial
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Alle Rechte vorbehalten Katja Mauksch
Rollen
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Fläche
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Objekt
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Rollen_2
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