kolonialokal

Objekte aus kolonialen Kontexten finden sich nicht nur in den großen ethnologischen Museen Berlins, Hamburgs oder Leipzigs. Auch in der »Provinz« gibt es Sammlungen, die aus deutschen Kolonien ihren Weg in die Museen kleiner Städte fanden. Zum Beispiel ins museum oder-spree in Beeskow. Dort befindet sich – mit etwa siebzig bis achtzig Objekten – der größte Bestand dieser Art in Brandenburg. Diesen wird studio mut.und.anmut ab dem Wintersemester 2023/24 erforschen und an seinem Beispiel diskutieren, wie wir künftig mit solchen Sammlungen in regionalen Museen umgehen können. Wir werden die – bislang noch nie öffentlich gezeigten – ethnografischen Objekte ausstellen, Szenarien für ihre Zukunft entwickeln und vor Ort die öffentliche Diskussion darüber eröffnen.

Was tun, wenn man in einem musealen Bestand – oder in der eigenen Familie – Objekte entdeckt, die fürs erste nur Rätsel aufgeben? Was, wenn die Herkunft unklar oder die Überlieferung dazu widersprüchlich ist? Wie macht man öffentlich, was in öffentlichen Museen verborgen war? Wie lässt sich die Auseinandersetzung über die Zukunft solcher Bestände demokratisch und offen gestalten? Das Beispiel der »Benin-Bronzen« gibt eine Ahnung von den vielfältigen Erwartungen, die an eine Rückgabe musealer Objekte aus kolonialen Kontexten geknüpft sind – Restitution ist ein komplexer Prozess.
Sie ist aber auch eine Chance, die koloniale Vergangenheit in der globalen Gegenwart zu thematisieren. Gelingt uns dies, bietet sich die Möglichkeit, Kolonialismus als weltumspannende ökonomische und kulturelle Praxis im Lokalen zu spiegeln und die eigene Geschichte dazu ins Verhältnis zu setzen. Dazu braucht es eine Sprache, die es möglich macht, auf Augenhöhe zu kommunizieren – mit Herkunftsgesellschaften, mit den Menschen vor Ort.